gestern ist jetzt

gestern ist jetzt

Der Podcast für Familiengeschichte im Nationalsozialismus

#30 - Reiten im Nationalsozialismus

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

Links und Hintergründe

Unser Gast heute: die Historikerin Nele Maya Fahnenbruck, die vor zehn Jahren ihre Doktorarbeit zum Reiten im Nationalsozialismus geschrieben hat und heute Geschäftsführerin am Mahnmal St. Nikolai in Hamburg ist.

Post von Angela

Die Künstlerin und Autorin Angela Findlay aus Großbritannien hat uns eine Sprachnachricht geschickt und über ihre Suche nach ihrem Großvater erzählt, der bei der Wehrmacht Karriere machte. Ihre Recherche könnt ihr auf Angelas Blog begleiten oder ihre Geschichte auch auf unserer Webseite nachlesen, wo wir die Geschichte von Euren Großeltern sammeln. Sie hat darüber auch schon auf Englisch ein Buch veröffentlicht, das demnächst auch auf Deutsch erscheint.

Die Grundlagen

Die Dienstvorschrift der Kavallerie von 1882 wurde im Nationalsozialismus zur sogenannten Reitvorschrift H.DV. 12 und beschäftigt sich - neben allgemeinen Vorschriften zur Durchführung des militärischen Dienstes - schwerpunktmäßig mit der Ausbildung von Reiter und Pferd. Nach 1945 floss sie in die Ausbildungsregeln des heutigen Dachverbandes für Reiter, der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ein.

Ausschlussmechanismen

Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, kurz Berufsbeamtengesetz (BBG), heute auch bekannt als sogenannter „Arierparagraph“ wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 7. April 1933 erlassen. Bei dem Titel des Gesetzes handelt es sich um einen irreführenden Kampfbegriff.

Ein gutes Beispiel, wie Hamburger Reitvereine mit jüdischen Mitgliedern umgingen, ist der jüdische Kaufmann und Springreiter Eduard Pulvermann. Er gestaltete 1920 den Parcours für das Deutsche Spring-Derby in Hamburg-Klein Flottbek, eines der schwersten Springreitturniere der Welt. Das Hindernis Nr. 14 trägt den Namen Pulvermanns Grab. Er wurde er 1941 von der Gestapo verhaftet und starb 1944 im KZ Fuhlsbüttel.

NSRK

Das Nationalsozialistische Reiterkorps (NSRK) war eng mit der SA verbandelt. Ab 1936 fungierte er als reiterlicher Dachverband.

Die Kontrahenten: SA, SS und Wehrmacht

Hier findet ihr mehr zum Chef der SS-Hauptreitschule, Hermann Fegelein, der eine steile Karriere bei der SS machte, Kriegsverbrechen beging und zum Schluss zu Hitlers engsten Vertrauten gehörte - genutzt hat es ihm trotzdem nichts, Hitler ließ ihn kurz vor Schluss ermorden, weil Fegelein ihn angeblich an die Rote Armee verraten wollte.

Pferde in der Wehrmacht

Anders als die Propaganda der Wehrmacht gerne verbreitete, war sie viel weniger motorisiert als die Legende erzählt, Pferde waren ihr Haupt-Fortbewegungsmittel. Das Bundesarchiv geht davon aus, dass insgesamt auf deutscher Seite im Zweiten Weltkrieg 2.800.000 Pferde eingesetzt wurden.

Verstrickungen und Netzwerke

Die Mitglieder der Reiter-SS waren an vielen Kriegsverbrechen und dem Holocaust beteiligt

Mit der Veröffentlichung von Nele Fahnenbrucks Doktorarbeit, waren die Verstrickungen der Reiter in den Nationalsozialismus und Kriegsverbrechen auch in vielen Medien Thema. Hier eine Auswahl von Artikeln, mehr findet ihr auf unserer Webseite.

Werner Langmaack: „Die unrühmliche Nazi-Vergangenheit des Reitsports“, Die Welt, 11.08.2013.

„Der Reitsport war anfällig für die NS-Machthaber“, Gespräch mit Nele Maya Fahnenbruck im Deutschlandfunk, 16.3.2013. https://www.deutschlandfunk.de/der-reitsport-war-anfaellig-fuer-die-ns-machthaber-100.html

Erik Eggers, Michael Wulzinger: „Brauner Herrenreiter. Turnierveranstalter Paul Schockemöhle benannte einen Nachwuchspreis nach Carl-Friedrich von Langen. Der Plympiasieger von 1928 war bekennender Nazi“,

„Von Langen, ein ‚brauner Herrenreiter", Die Glocke, 7.3.2013

Der Spielfilm "…reitet für Deutschland" von Regisseur Arthur Maria Rabelnalt verfilmt ganz im Sinne der nationalsozialsozialistischen Ideologie das Leben von SA-Sturmbannführer und Olympiasieger Carl-Friedrich von Langen, der 1934 nach einem Sturz bei einem Military-Wettkampf starb.

Recherche

Wem das jetzt zu schnell ging mit Nele Fahnenbrucks Recherchetipps, kann sie in Ruhe nochmals in ihrem Profil auf unserer Webseite nachlesen.


Kommentare


Neuer Kommentar

Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.

Über diesen Podcast

Seit 75 Jahren ist der Nationalsozialismus Geschichte - und doch wirkt er bis heute weiter - im eigenen Leben, in den Familien. Der Podcast "gestern ist jetzt" erzählt von der Suche nach Antworten darauf, wie sich unsere eigenen Großväter im Nationalsozialismus verhalten haben. Und soll auch Dich bei Deiner Suche weiterbringen - dank der Unterstützung vieler Historiker, Sozialwissenschaftlerinnen, Psychologinnen und Archivare - aber und anderer recherchierender Enkel*innen, die schon viel weiter sind als wir. Wir, das sind Melanie Longerich und Brigitte Baetz - zwei Journalistinnen aus Köln.

von und mit Melanie Longerich, Brigitte Baetz

Abonnieren

Follow us