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Der Podcast für Familiengeschichte im Nationalsozialismus

#19 NS-Täterinnen und "ganz normale" Frauen

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Links und Hintergründe

Unser Gast heute: Die Filmemacherin Lena Ditte Nissen und die Historikerin Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld - Villa Merländer

Lenas Familiengeschichte

Nanna Conti leitete die Reichshebammenschaft in der Zeit des Nationalsozialismus und nutzte ihre Rolle im Sinne der NS-Rassenideologie. Ihr Sohn Leonardo Conti war als Reichsgesundheitsführer gleichzeitig Chef der Reichsärztekammer, Leiter des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes (NSDÄB) und als Hauptdienstleiter der NSDAP Leiter des Hauptamtes für Volksgesundheit.

Verbündete und Projekte

Lena Ditte Nissen hat sich in ihrer Arbeit immer wieder mit dem Thema beschäftigt, in einem Facebook-Talk des Künstlerhaus' Büchsenhausen spricht sie über ihr NS-Familienerbe und NS-Täterinnen. Auch Sandra Franz ist dabei.

Auf der Website vom Art Hub Copenhagen könnt Ihr auch ein längeres Gespräch mit Lena Ditte Nissen über ihr Projekt "Reflexive Alliance" hören, das sich mit der transgenerationellen Weitergabe von Familiengeschichte und Familienerfahrungen beschäftigt Derzeit arbeitet sie an einem langen Dokumentarfilm zum Thema.

Unterstützung fand Lena Ditte Nissen beim PAKH e.V., dem Arbeitskries für intergenerationelle Folgen des Holocaust, den wir Euch in #12 vorgestellt haben.

Andere bekannte NS-Täterinnen

Hermine Braunsteiner war Aufseherin in den Konzentrationslagern Ravesbrück und Majdanek und wurde erst 1981 im sogenannten Majdanek-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt und 1996 begnadigt. Sie war dafür bekannt, mit Stiefeln nach den Häftlingen zu treten, die mit Eisen beschlagen waren - oder sie mit der Peitsche zu schlagen.

Ilse Koch, die "Hexe von Buchenwald". Faktisch hatte Ilse Koch keinen SS-Dienstrang und damit auch keine Befehlsgewalt. Aber als Frau des Kommandanten soll sie ihren Mann zu Gewalttaten gegen Häftlinge angestiftet haben - und wohnte gerne der Bestrafung bei.

Herta Oberheuser war als Ärztin im KZ Ravensbrück. Sie assistierte dort bei Experimenten, bei denen versucht wurde, Verwundungen von Soldaten nachzuahmen. Sie schnitt zum Beispiel die Beine gesunder Frauen auf und nähte Stoff und Holzsplitter hinein, um zu sehen, wie der Wundverlauf ist. Sie war es auch, die die Frauen für die Experimente aussuchte und die Nachbetreuung der Folteropfer unternahm. Manchmal spritzte sie sie zu Tode. Dafür wurde sie als einzige Frau beim Nürnberger Ärzteprozess angeklagt und verurteilt .

Von ergriffenen Chancen

Anja Peters: "Nanna Conti (1881- 1951). Eine Biographie der Reichshebammenführerin" (Schriftenreihe der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Friedrich-Ebert-Stiftung, Band 50). Lit Verlag. Münster 2018, 439 Seiten, 44,90 Euro oder als ePub

Ein spannendes Gespräch mit Anja Peters könnt Ihr nachhören im Podcast "Mensch, Frau Nora!" von Nora Hespers.

"Ganz normale Frauen" im NS

Frauen waren vor allem in den vielen Unterorganisationen der NSDAP aktiv. Über die Partei selbst haben wir in #8 mit dem Politikwissenschaftler Jürgen Falter und in #9 mit dem Historiker Armin Nolzen gesprochen. Hört doch nochmal rein!

Einen guten Überblick über die deutsche Frau und ihre Rolle im Nationalsozialismus gibt es hier.

Im Bund deutscher Mädel (BDM) sollten alle Mädchen und jungen Frauen zwischen 10 und 18 Jahren auf die künftigen Aufgaben der Frauen in der nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" vorbereitet werden. Für die 16-jährigen Mädchen gibt es dann das BDM-Werk "Glaube und Schönheit", das die zeitliche Lücke zwischen der oberen Altersgrenze des BDM und dem Aufnahmealter der NS-Frauenschaft (21 Jahre) schließen sollte. Anschauungsmaterial von den "abstrusen Bildern von jungen Mädchen in weißen Gewändern, die auf Wiesen tanzen ", von denen Sandra Franz spricht, liefert ein NS-Propagandafilm aus dem Jahr 1939.

Die NS-Volkswohlfahrt war nach der Deutschen Arbeitsfront die zweitgrößte Massenorganisation des Deutschen Reiches und zählte bis zu 17 Millionen Mitglieder. Deren Tätigkeiten dienten in erster Linie zur Stärkung der rassisch definierten NS-Volksgemeinschaft.


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Über diesen Podcast

Seit 75 Jahren ist der Nationalsozialismus Geschichte - und doch wirkt er bis heute weiter - im eigenen Leben, in den Familien. Der Podcast "gestern ist jetzt" erzählt von der Suche nach Antworten darauf, wie sich unsere eigenen Großväter im Nationalsozialismus verhalten haben. Und soll auch Dich bei Deiner Suche weiterbringen - dank der Unterstützung vieler Historiker, Sozialwissenschaftlerinnen, Psychologinnen und Archivare - aber und anderer recherchierender Enkel*innen, die schon viel weiter sind als wir. Wir, das sind Melanie Longerich und Brigitte Baetz - zwei Journalistinnen aus Köln.

von und mit Melanie Longerich, Brigitte Baetz

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