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Der Podcast für Familiengeschichte im Nationalsozialismus

#20 Düsseldorf

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Links und Hintergründe #20 - Düsseldorf

Unser Gast heute: Der Historiker Joachim Schröder, Leiter des Erinnerungsortes Alter Schlachthof in Düsseldorf.

Zwischenkriegszeit und Arbeiterbewegung

Rund um Klosterstraße und Worringer Platz findet Ihr viele wichtige Orte der Düsseldorfer Arbeiterbewegung.

In den letzten Jahren der Weimarer Republik belegt Düsseldorf unter den preußischen Regierungsbezirken einen Spitzenplatz in Sachen politischer Gewalt.

Mit dem Reichstagsbrand in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 veränderten sich die politischen Bedingungen im Deutschen Reich schlagartig - und Regimegegner, besonders Kommunisten, wurden auch in Düsseldorf mit aller Brutalität von den Nazis verfolgt. Sie wurden in SA-Heimen gefoltert, in den Wochen danach zu Hunderten in improvisierte Konzentrationslager verschleppt - wie nach Börgermoor.

Auch der Kommunist Karl Schabrod war 1933 im KZ Börgermoor interniert. Sein Buch „Gegen Flick und Florian. Düsseldorfer Antifaschisten über ihren Widerstand 1933 - 1945", Röderberg. Bibliothek des Widerstandes, 1978, gibt es nur noch übers Antiquariat.

Der Spiegel berichtet 1979 über Schabrod und sein Buch.

Im Freikorps

Hier die Links, wenn Ihr mehr über die Zeit des Ersten Weltkriegs und die Spaltung der Sozialdemokratie, die Novemberrevolution, "Spartakusherrschaft" in Düsseldorf und generell die Übergangsphase vom Kaiserreich zur Weimarer Republik oder über Freikorps lesen wollt.

Einen komplett anderen, ungewöhnlichen - und höchst parteiischen Blick auf die damaligen Ereignisse liefert die Autobiographie des damaligen Düsseldorfer Revolutionärs Ewald Ochel, die Joachim Schröder herausgegeben hat. "Was die nächste Zeit bringen wird, sind Kämpfe", heißt die.

Da das Rheinland besetzt und Düsseldorf entmilitarisierte Zone war, gab es hier keinen eigenen Freikorps, sondern hier kämpfte der Freikorps Lichtschlag, der im Raum Hagen gegründet wurde und v.a. die Anhänger von KPD und USPD im Ruhrgebiet bekämpfte - und auch die Putschisten beim Kapp-Putsch unterstützte.

Die 20er Jahre in Düsseldorf

Bei der Besetzung des Rheinlandes kam es immer wieder auch zu separatistischen Tendenzen, die auf eine endgültige Abtrennung des Rheinlands von Deutschland hinarbeiteten. Eine davon endete 1923 im so genannten Düsseldorfer Blutsonntag. Im gleichen Jahr hatten Frankreich und Belgien die Besatzungsmacht auf das Ruhrgebiet ausgedehnt – es folgte der Ruhrkampf. So blieb das Rheinland, das bis 1930 besetzt blieb, die ganze Zeit der Weimarer Republik über umkämpftes Terrain. Von den "Goldenen Zwanzigern" war in Düsseldorf daher wohl eher weniger zu spüren.

Kriegervereine und Wehrverbände

Kriegervereine waren so etwas wie Selbsthilfeorganisationen ehemaliger Soldaten. Ihre Entstehung ist eng verbunden mit der nationalen und patriotischen Begeisterung nach den napoleonischen Befreiungskriegen und dem Aufstieg Preußens zu einer europäischen Großmacht vor der Reichsgründung 1871. Vor dem Ersten Weltkrieg waren die Kriegervereine, mit etwa drei Millionen Mitgliedern, die wichtigste Vereinsart im Deutschen Reich. Die Aufnahmebedienungen waren klar geregelt - eintreten konnte nur, wer den Fahneneid geleistet hatte. In der Weimarer Republik hat man dort dann das Bild des im Felde unbesiegten Soldaten hochgehalten - obwohl der Erste Weltkrieg ja ganz offensichtlich 1918 in einem militärischen Desaster geendet hatte. Da konnten die Nazis dann offensichtlich ziemlich gut drauf aufbauen.

Wehrverbände gab es in der Zwischenkriegszeit sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite des politischen Spektrums, wie etwa der DNVP-nahe Stahlhelm, in dem Melanies Großvater Joachim war, der nationalliberale Jungdeutsche Orden, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold der SPD, den es heute noch gibt - oder eben der Rote Frontkämpferbund der Kommunisten.

Die Harzburger Front 1931 war eine Großveranstaltung der äußersten Rechten am 11. Oktober 1931, zu der sich etwa 10.000 Mitglieder von NSDAP, DNVP, Stahlhelm, der Reichslandbund und der Alldeutsche Verband in Bad Harzburg trafen - um ihre Geschlossenheit im Kampf gegen die Weimarer Republik zu zeigen. Umrahmt wurde das Ganze von verschiedenen Aufmärschen paramilitärischer Verbände. Doch die nach außen demonstrierte Geschlossenheit wurde vor allem von Hitler torpediert, der an diesem Tag wenig Kooperationsbereitschaft demonstrierte. Die Historikerin Anke Hoffstadt hat zur Rolle des Stahlhelms in der Harzburger Front einen lesenswerten Aufsatz geschrieben.


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Über diesen Podcast

Seit 75 Jahren ist der Nationalsozialismus Geschichte - und doch wirkt er bis heute weiter - im eigenen Leben, in den Familien. Der Podcast "gestern ist jetzt" erzählt von der Suche nach Antworten darauf, wie sich unsere eigenen Großväter im Nationalsozialismus verhalten haben. Und soll auch Dich bei Deiner Suche weiterbringen - dank der Unterstützung vieler Historiker, Sozialwissenschaftlerinnen, Psychologinnen und Archivare - aber und anderer recherchierender Enkel*innen, die schon viel weiter sind als wir. Wir, das sind Melanie Longerich und Brigitte Baetz - zwei Journalistinnen aus Köln.

von und mit Melanie Longerich, Brigitte Baetz

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