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Der Podcast für Familiengeschichte im Nationalsozialismus

#27 - Abteilung PA

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Links und Hintergründe #27 - Die Abteilung PA im Bundesarchiv (ehem. WASt)

Unser Gast heute: Birgit Wulf, stellv. Referatsleiterin PA1 (Link)

Die Deutsche Dienststelle (WASt) wurde zum 1. Januar 2019 in die Abteilung „Personenbezogene Auskünfte“ des Bundesarchivs in Berlin überführt. Bis 2023 soll der Umzug von Berlin-Reinickendorf nach Tegel komplett abgeschlossen sein.

Personenbezogene Unterlagen

Bei den Beständen handelt es sich vor allem um sogenannte personenbezogene Unterlagen, das heißt, es müssen immer die Schutzfristen beachtet werden. Deshalb waren die Bestände auch lange nicht digitalisiert, aber es werden immer mehr, geplant ist, dass man mit einer speziellen Genehmigung des Archivs diese dann auch von Zuhause aus über das Suchportal Invenio einsehen kann. Die wichtigsten Unterlagen, die Ihr dort finden könnt:

Zentrale Personenkartei:

Kernbestand für die Auskunftserteilung der Abteilung PA sind die in der WASt bzw. Deutschen Dienststelle gesammelten ca. 150 Millionen Verlustmeldungen einschließlich Vermisstmeldungen militärischer Einheiten und Sanitätsformationen sowie die ca. 100 Millionen Veränderungsmeldungen in den Erkennungsmarken­verzeichnissen aus den Jahren 1939 bis 1945. Bereits während des Krieges wurde zu jeder Einzelmeldung eine Karteikarte für die Zentrale Personenkartei (Z-Kartei) angelegt, die heute Angaben zu mehr als 18,5 Millionen Angehörigen der ehemaligen deutschen Wehrmacht und anderer militärähnlicher Verbände enthält.

Gräberkartei:

Nach dem Krieg galt die Gräberkartei lange Zeit als verschollen, so dass die Deutsche Dienststelle mit allen Informationen, die sie finden konnte, eine sogenannte Ersatzgräberkartei aufbaute, die inzwischen auf etwa 4,5 Millionen Karten angewachsen ist. Nach dem Mauerfall fand sich die Originalkartei im Zentralen Staatsarchivs der DDR - und ist somit erhalten.

Unterlagen über Kriegsgefangene:

Nach Kriegsende wurden sämtliche Unterlagen beschlagnahmt, welche die WASt über all die Menschen geführt hatte, die in deutscher Kriegsgefangenschaft waren - um sie dann den jeweiligen Herkunftsländern der Kriegsgefangenen zu übergeben.

Ab 1950 erhielt die Deutsche Dienststelle ihrerseits von den westlichen Siegermächten, d.h. aus Großbritannien, Frankreich, Belgien und den USA, Unterlagen über deutsche Kriegsgefangene und Internierte. Unterlagen über deutsche Kriegsgefangene und Internierte in sowjetischem Gewahrsam wurden der Deutschen Dienststelle hingegen nicht übergeben. Die liegen heute noch in den russischen Archiven. Ihr danach sucht, müsst Ihr Euch an den Suchdienst des DRK München wenden. Vor dem Ukraine-Krieg standen deutsche und russische Archive allerdings im engen Austausch, derzeit aber ruht dieser.

Weitere Archivbestände, ein Abkürzungsverzeichnis und die Nutzeranträge findet Ihr hier.

Der Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. wurde 1954 von der Bundesrepublik Deutschland damit beauftragt, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Der Volksbund hat eine frei zugängliche Onlinedatenbank mit fast fünf Millionen Datensätzen von gefallenen oder vermissten deutschen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges angelegt, die unter „Volksbund Gräbersuche online“ abgerufen werden können. Dabei handelt es sich v.a. um deutsche Militärangehörige, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen sind und für die eine Grablage auf einer deutschen Kriegsgräberstätte bekannt ist. Davon betreffen etwa eine Million Datensätze die Zeit des Ersten Weltkrieges. In den letzten Jahren kam zudem eine große Anzahl weiterer in den Jahren des Zweiten Weltkrieges gestorbener Militärangehöriger ohne bekannte Grablage sowie Vermisster hinzu. Bei der Ergänzung der Datensätze half die Deutsche Dienststelle Berlin.

Militärische Unterlagen - Standorte

Hier findet Ihr einen guten Überblick über die Bestände zu militärischen Unterlagen der einzelnen Standorte - damit Ihr wisst, wohin Ihr Euch wenden müsst.

"Tessin" Die digitalisierte Version des Nachschlagewerks "Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939–1945" von Georg Tessin ist im Bundesarchiv einsehbar und bietet zwar keine lückenlosen, aber sehr umfangreiche Nachweise von Einheiten, Verbänden und Kommando­behörden und Angaben zu Unterstellungsverhältnissen.

Grenzschutz

Der Grenzschutz, oder genauer Zollgrenzschutz, war über die Finanzverwaltung organisiert und setzte sich überwiegend aus Beamten zusammen. Zu Beginn des Kriegs wuchs der Personalbedarf durch die Einsätze in den besetzten Gebieten stark an, sodass zunächst Hilfspersonal aus der nahen Grenzbevölkerung notdienstverpflichtet wurde. In den Folgejahren mussten junge Beamten und ehemalige Soldaten nach und nach an die Wehrmacht abgegeben werden. Die entstandenen Lücken wurden mit Notdienstverpflichteten aus immer älteren Jahrgängen aufgefüllt, so dass der Zollgrenzschutz in der letzten Hälfte des Krieges an der Basis kaum noch aus Beamten und gelernten Zöllnern bestand.


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Über diesen Podcast

Seit 75 Jahren ist der Nationalsozialismus Geschichte - und doch wirkt er bis heute weiter - im eigenen Leben, in den Familien. Der Podcast "gestern ist jetzt" erzählt von der Suche nach Antworten darauf, wie sich unsere eigenen Großväter im Nationalsozialismus verhalten haben. Und soll auch Dich bei Deiner Suche weiterbringen - dank der Unterstützung vieler Historiker, Sozialwissenschaftlerinnen, Psychologinnen und Archivare - aber und anderer recherchierender Enkel*innen, die schon viel weiter sind als wir. Wir, das sind Melanie Longerich und Brigitte Baetz - zwei Journalistinnen aus Köln.

von und mit Melanie Longerich, Brigitte Baetz

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